Vortrag - Besser leben mit dem Schmerz
Mittwoch 13. 7. 13. Jul 2022
Viele Fragen zu Wirkstoffen, Therapien und Krankheitsbildern, musste letzte Woche Frau Dr. med. Constanze Quaisser-Kimpfbeck, Fachärztin für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie, und ärztliche Leitung des MVZ Klinikum Freising, in der VHS Moosburg beantworten. Zu ihrem Vortrag "Moderne Schmerztherapie" waren viele, oft seit langem leidgeplagte Menschen aus dem Landkreis gekommen, um über ihre Schmerzen zu sprechen. Dabei machte die Expertin deutlich, dass niemand sich für seine Schmerzen rechtfertigen müsse. Oft würden die Mitmenschen es nicht glauben oder seien gar genervt, wenn ein Mensch über ständige Schmerzen klagt. Dabei leiden allein in Deutschland zwischen 12 bis 15 Millionen (Stand: 2010) an länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen, vier bis fünf Millionen sind deshalb stark beeinträchtigt.
Viele Arten von Schmerz
Wichtig sei es, mehr über den Schmerz, seine Ursachen und Lage zu verstehen, damit man gezielt helfen könne, so Frau Dr. med. Constanze Quaisser-Kimpfbeck. So müsse zwischen akuten und chronischen Schmerzen, zwischen „grellen, brennenden" Schmerzen, die meist neuropathischen Ursprungs seien, und „dunklen, drückenden" Schmerzen unterschieden werden- diese seien meist nozizeptiv, gehen also von „normalen Geweben" und den dortigen Schmerzrezeptoren aus.
Für beide Schmerzformen seien die Therapieansätze- und –konzepte komplett unterschiedlich, es gebe aber auch einen Mischschmerz, den der Fachmann als „mixed pain" oder „noziplastisch" bezeichnet. Entscheidend sei, mit den Patient*innen zunächst detailliert über ihre Beschwerden, aber auch persönlichen Lebensumstände zu sprechen. Gerade bei chronischen Schmerzen spiele nämlich neben der körperlichen Erkrankung und beispielsweise der Schädigung von Nerven auch die Psyche eine wichtige Rolle. Das sei nicht immer einfach, denn ein Schmerz sei in Worten eigentlich nicht „darstellbar".
Ganzheitliche Schmerztherapie statt nur Tabletten
Es braucht daher viel Erfahrung, um individuelle Therapiekonzepte zu erstellen. Doch genau hier sind viele Schmerzpatienten unsicher und verzweifelt, denn oft würden sie Wirkstoffe in Form von Tabletten, Tropfen oder als Pflaster und in Dosierungen verschrieben bekommen, die nur wenig oder gar nicht für Besserung sorgten und häufig mit Nebenwirkungen einhergingen. Entsprechend viele Fragen hatten die Zuhörer zu den vielfältigen Schmerzmitteln, die es heute glücklicherweise gibt.
„Gerade für die Behandlung chronischer Schmerzen reichen zudem nicht Medikamente, sondern wir brauchen eine multimodale, also interdisziplinäre Therapie!", betonte Frau Dr. med. Constanze Quaisser-Kimpfbeck. Schmerztherapeuten müssten mit Fachkollegen und -zentren kooperieren, um neben der medizinischen auch psychiatrische, psychosomatische oder psychologische sowie physio- und ergotherapeutische Aspekte im Behandlungsplan abzudecken. Das MVZ Klinikum Freising sei daher gut im Landkreis und der Region vernetzt.