Forschende Krankenpflegeschüler

Wie zufrieden sind Patienten mit der Arztvisite, wie gut können Pflegekräfte Arbeit und Privatleben miteinander vereinen? Diesen und anderen Fragen aus dem Pflegealltag gingen kürzlich die Schüler des zweiten Ausbildungsjahres an der Berufsschule für Krankenpflege des Klinikums Freising in kleinen Forschungsprojekten nach.

Viel wird behauptet und vermutet, wenn es um den Klinikalltag von Mitarbeitern und Patienten geht. Wie die Situation wirklich ist, erfährt man hingegen erst, wenn man die Betroffenen einmal selbst zu Wort kommen lässt. Genau dies war die Aufgabe, die den Schülern der Berufsschule für Krankenpflege des Klinikums Freising im Rahmen des zweiten Ausbildungsjahres gestellt wurde.

Sie sollten in kleinen Arbeitsgruppen ein relevantes Pflegethema wissenschaftlich bearbeiten, indem sie eine Hypothese aufstellen und diese überprüfen. So bleibt Pflegeforschung nicht graue Theorie, sondern die Schüler können mit Werkzeugen aus der Forschung interessante Sachverhalte genauer unter die Lupe nehmen - und bei aller Mühe macht es auch Spaß.

Als Umfrageinstrument wählten alle Arbeitsgruppen den Fragebogen. Heraus kamen fünf, durchweg aufschlussreiche Untersuchungen, welche die Schüler jetzt vor ihren Mitschülern und Lehrern sowie den Stations- und Pflegedienstleitungen und Chefärzten des Klinikums Freising präsentierten. Themen waren:

  • Die Qualität der theoretischen Ausbildung in Krankenpflegeschulen in Oberbayern
  • Die Arzt-Patienten-Kommunikation während der Visite
  • Der Einfluss des Schichtdienstes auf das Privatleben der Pflegekräfte
  • Die Akzeptanz von „Köperkunst" wie Tattoos im Pflegedienst
  • Die Erwartungen an eine künftig digitale Pflegedokumentation

Mehr Zeit in der Pflege und Visite

Wie ein roter Faden zog sich durch alle Befragungen das Thema Zeit. Ob es Patienten sind, die sich bei der Visite mehr Zeit für ein Gespräch mit den Ärzten wünschten, Pflegekräfte, die keine Zeit mehr für private Verabredungen finden, oder aufwändige Dateneingaben in der Dokumentation – die Zeit kommt vielen abhanden. Humorvoll veranschaulichte eine der Arbeitsgruppen das Problem, indem sie eine Arztvisite nachspielten, wie sie vom Inhalt und Tempo nicht ablaufen sollte.

Andererseits relativieren/nuancieren die Befragungen auch manche, häufig pauschal in der Öffentlichkeit geäußerte Kritikpunkte. So führt beispielsweise die obige Kritik an der mangelnden Zeit nicht immer unmittelbar zu einer Unzufriedenheit der Betroffenen. Dies ist etwa der Fall bei der Schichtdienstplanung und Privatleben. Mehr als die Hälfte ist „oft zufrieden" mit ihrer Freizeitplanung und weniger als die Hälfte findet zu wenig Zeit für den Partner zu Hause. Ebenso zeigten sich die Patienten meist zufrieden mit der Informationsvermittlung durch die Ärzte bei der Visite. Interessant sicher auch, dass kaum jemand von den Patienten und Angehörigen an Pflegekräften stört, die „Körperkunst" tragen.

Interpretation der Ergebnisse und Zeitmanagement

Letztlich sind viele Antworten in einer Befragung immer auch eine Frage der Perspektive und der subjektiven Wahrnehmung der Betroffenen. Um solche Limitationen wissen nicht nur Profis auf diesem Gebiet, sondern nach diesem Projekt auch die Schüler. Entsprechend schwierig und aufwändig empfanden sie die Interpretation mancher Ergebnisse. Sie meisterten die Aufgabe dennoch mit Bravour. Und noch etwas haben einige Arbeitsgruppen ganz besonders intensiv fürs Leben gelernt: Eine Projektplanung erfordert eine genaue Zeiteinteilung. Wer das beherzigt, muss beim nächsten Mal keine Nachtschicht vor der Präsentation der Ergebnisse einlegen.

Übrigens: Die Bewerbungsphase für den nächsten Ausbildungskurs läuft. Wer sich auch für die spannende und sinnvolle Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger interessiert, findet hier mehr Informationen.

Pflegewissenschaft Berufsschule für Krankenpflege Klinikum Freising

Spielszene der Krankenpflegeschüler : wie eine Arztviste auf Station nicht ablaufen soll. Foto: Klinikum Freising